Der Baurat Ernst Julius Langenberg

Baurat Ernst Julius Franz Langenberg, * 28.02.1891, + 29.07.1976

Dieser Sohn des Architekten und Bauunternehmers Johann Julius Langenberg wurde am 28. Februar 1891 in Bonn geboren. In seiner Vaterstadt besuchte er das Königliche Gymnasium. Im Jahre 1911 legte er die Reifeprüfung ab. In den Jahren 1911 und 1912 studierte er an der Technischen Hochschule in Aachen, anschließend bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges an der Technischen Hochschule in Berlin-Charlottenburg. Als Kriegsteilnehmer wurde er verwundet. Nach dem Krieg setzte er sein Studium in Berlin-Charlottenburg fort. Im Jahre 1920 bestand er die Diplomingenieur-Prüfung. Anschließend war er zwei Jahre im Staatsdienst tätig und legte 1923 die Regierungsbaumeister-Prüfung ab. Bis zum Mai 1925 arbeitete er beim Universitätsbauamt in Bonn und beim Rheinischen Braunkohlensyndikat in Köln. Im Jahre 1925 wurde er nach Leipzig berufen, Hier war er vom 15. Mai 1925 Mitarbeiter des Baurates Hubert Ritter, geboren am 17. März 1886 in Nürnberg. Im Rahmen des Gesamtbebauungsplanes für die Stadt Leipzig arbeitete er Bebauungspläne für drei Siedlungen aus. Vom 1. September 1928 bis 1936 wirkte er als Stadtbaumeister in Wanne-Eickel. Am 12. Juni 1935 heiratete er Henriette Lisette Magdalena Ilse (Ilka) Behrenbeck, geboren am 21. Januar 1910. Am 1. November 1936 wurde Ernst Julius Langenberg Stadtbaurat in Düsseldorf. In Düsseldorf-Stockum baute er in niederrheinischem Landhausstil sein Wohnhaus Klaus-von-Pape-Straße 1, heute Gladiolenstraße 1. Am 1. November 1949 wurde er aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig pensioniert. Im Jahre 1956 verlegte er seinen Wohnsitz an den Tegernsee. Ernst Julius Langenberg starb am 29. Juli 1976 in Rottach-Egern.

Entwurf für die Siedlung Leipzig Möckern-Wahren

Erläuterungen des damaligen Regierungsbaumeisters Ernst Julius Langenberg zu Bebauungsplänen, die er im Hinblick auf Siedlungen in Leipzig und Wanne-Eickel entworfen hatte.

  1. Siedlung Leipzig-Möckern-Wahren:

    "`Diese Siedlung umfaßt ein Gelände von 110 ha und soll 3000 Familien Wohnung und Garten bieten. Sie ist an zwei Seiten von Bahnlinien, an zwei Seiten von Verkehrsstraßen begrenzt. Die Hauptaufteilung ergab sich zunächst aus der Durchführung der Verkehrsstraßen. Ferner wurde als Rückgrat der Siedlung ein Grünstreifen in der Längsrichtung angeordnet, von dem die Wohnstraßen nach beiden Richtungen hin abzweigen. Nur einige Wohnstraßen sind auf die Verkehrsstraßen durchgeführt, die meisten sind als Stichstraßen mit Wendeplätzen ausgebildet. Die Verkehrsstraßen haben hier eine geschlossene Bebauung erhalten, während die Aufteilung des Innenblocks in offener Bauweise in Form von Doppelhäusern gedacht ist. Um die zentrale Platzanlage, an der höchsten Stelle der Siedlung, bauen sich Kirche, Schulen und Geschäftshäuser auf. An den Bahnlinien entlang ist ein doppelter Steifen von Schrebergärten angeordnet, so daß die Siedlung an ihren längsten Außenseiten von Grün umrahmt ist und die Entfernung zu den Gärten für alle Einwohner verhältnismäßig gering ist. In diese Schrebergärtengrünstreifen sind größere Spiel- und Sportplätze eingebettet."'

  2. Siedlung Leipzig-Connewitz Ost

    "`Für das Gelände lag ein älterer Bebauungsplan vor, der indessen den neuzeitigen Anforderungen nicht mehr entsprach und deshalb völlig neu bearbeitet werden mußte. Ein breiter Grünstreifen gibt der Siedlung den Charakter, an den Längsseiten eingefaßt mit Doppelhäusern, an den Schmalseiten mit öffentlichen Gebäuden, darunter ist eine Schule mit Spielplatz und Schulgärten. Außer der Nord-Süd-Verkehrsstraße, welche die Siedlung durchschneidet, sind die übrigen Straßen reine Wohnstraßen, die von dem Grünstreifen ausgehen und zum großen Teil als Stichstraßen mit Wendeplätzen angelegt sind. Zweidrittel der mittleren Grünfläche sind zunächst als Schrebergärten vorgesehen, während der mittlere Drittelsteifen als öffentlicher Grünstreifen mit Kinderspielplätzen angelegt wird. Im Westen an der Bahn entlang wird die Siedlung von einem doppelten Schrebergartenstreifen begrenzt."'

  3. Aufteilungsplan für neue Sportanlagen in Leipzig

    "`Dieser Aufteilungsplan sieht neben einer Siedlung mit Schule große Wald- und Rasenflächen mit umfangreichen Sport- und Spielplätzen, ein Flußbad und eine große Planschbeckenanlage vor. Für die Siedlung ist eine zweigeschossige offene Bauweise vorgesehen, und zwar in Doppelhausform. Der Wald, der zum großen Teil vorhanden ist, wird nach Maßgabe des Planes ergänzt,"'

  4. Aufteilungsplan hinsichtlich des Geländes zwischen Aschebrock- und Horststraße in Wanne-Eickel

    "`Die Aufteilung gestaltet sich hier einfach, da der Sportplatz den größten Teil des Geländes einnimmt und es sich in der Hauptsache um die Bebauung der umliegenden Straßen handelt. Während für die Bebauung an den Außenseiten der einfassenden Straßen Gruppenbau gewählt wurde, der die bereits vorhandene Randbebauung einschließt, wurde für die Innenseiten die Doppelhausbauweise angenommen. Das Gehöft, welches sich auf dem Gelände befindet, ist beibehalten worden. Von der Holsterhauser Straße führt eine Grünstraße zum Sportplatz auf ein Hallengelände zu, das als Turnhalle mit den nötigen Nebenräumen gedacht ist. Dahinter liegt eine große Wiese, die zu turnerischen Vorführungen Verwendung finden soll. Hinter der Wiese dehnt sich die eigentliche Sportanlage mit Spielfeld und Laufbahn aus. Auf dem Gelände sind außerdem noch drei Kinderspielplätze untergebracht. Die Siedlung bietet infolge ihrer gesunden Lage, zumal durch die enge Verbindung mit den Grünanlagen, eine besonders günstige Anbaumöglichkeit."'

  5. Aufteilung des Geländes östlich der Gartenstadt in Wanne-Eickel

    "`Der Plan zeigt die Form des modernen Bebauungsplanes im Gegensatz zur angrenzenden Gartenstadt deutlich: klare, gerade Führung der Wohnstraßen, deren Richtung sich aus der Forderung der günstigsten Besonnung ergibt, keine zersplitterten Grünplätze, sondern Zusammenfassung als langer, breiter Grünstreifen inmitten der Siedlung, der auch zur Aufnahme der Kinderspielplätze dient. Die Bauweise ist zweigeschossig und offen. Statt der geplanten Ausführung in Doppelhausform könnte natürlich auch die Gruppenbauweise verwendet werden. Die Kopfbauten an den Enden des Grünstreifens sind zur Aufnahme der notwendigen Verkaufsläden gedacht."'

  6. Aufteilung des Geländes zwischen Reichsstraße und Kurfürstenstraße in Wanne-Eickel

    "`Es wird hier der Versuch gemacht, das Grün des Stadtgartens in die Siedlung hineinzuziehen und damit zugleich der kleinen Wasserburg, die man gerne erhalten möchte, zu betonen und ihr einen gewissen Rahmen zu geben. Das Straßensystem ist klar herausgearbeitet, die Bauweise ist zweigeschossig offen. Diese Siedlung in der Nähe des Stadtgartens Eickel wird zweifellos einmal eine bevorzugte Wohngegend darstellen."'

Als Ernst Julius Langenberg Ilka Behrenbeck heiratete, widmeten ihm seine Wanne-Eickeler Mitarbeiter folgendes Gedicht:

Das Stadtbild Wanne war einsther sehr verschandelt,
Herr Langenberg hat's kunstgerecht verwandelt.
Wer so viele schöne Häuser baut,
Der hat verdient die schönste Braut.
Nun baut er sich sein eigen Nest;
Wir wünschen Glück zu diesem Fest.

Im Jahre 1953 entwarf Ernst Julius Langenberg für die Familie Altoff in Düsseldorf-Stockum das Haus Lilienstraße 13 und für die Familie Keiter im heutigen Bonn-Mehlem das Haus Rosenberg 4. Nach seinem Tode hinterließ der Baurat in seiner Wohnung in Rottach-Egern Entwürfe zu folgenden Gebäuden: Einfamilienhaus mit Praxis für Herrn Dr. H. v. Myrbach, Rheinfeld- Neukirchen (1936); Bürstenfabrik für die Firma Mörs & Co. an der Bonner Straße, Düsseldorf (1949); Einfamilienhaus für Herrn Harri Nehring in Neuß, Aachener Straße 34 (Dezember 1952); Dreifamilienhaus für Herrn Karl Hasenkamp in Witten an der Ruhr, Schützenstraße (Mai 1956); Einfamilienhaus an der Projektstraße in Wickrathberg für die Eheleute Heinz und Elfriede Reiners (August 1958); Landhaus am Wolfgangsee (1958); Landhaus für Herrn Andreas Lehner in Wald, Oberpinzgau (August 1965); Einfamilienhaus für Herrn Paul Höfchen in Witten-Bommern an der Turmstraße (März 1966). Ernst Julius Langenbergs Ehefrau Ilka geborene Behrenbeck starb in Rottach-Egern am 10. Oktober 1990. Sie war eine Cousine der Lotte Haak geborene Breitwieser, Mutter des früheren NRW-Justizministers Dr. Dieter Haak, geboren am 18. März 1938. Die Mütter der Cousinen waren Schwestern, und zwar geborene Helweg. [202]

Julius Langenberg Sa 13. Aug 12:13:35 CEST 2016