Konzeption

Am Beginn der Konzeption eines Tumordokumentationssystems steht die Aufstellung eines Datenmodells. In diesem Modell ist festgelegt, welche Daten gespeichert werden und in welchem Zusammenhang die Datenobjekte untereinander stehen. Ein relationales Datenbanksystem speichert Daten in Tabellenform (Relationen) [2]. Ziel der Datenmodellierung ist es, einen Satz von Tabellen nebst zugehörigen Entitäten zu finden, der den zu dokumentierenden Sachverhalt hinreichend genau beschreibt. Die Beziehung der Tabellen untereinander wird durch Schlüssel realisiert. Bei der Datenmodellierung strebt man zur Vereinfachung von Datenbankabfragen und der Programmierung von Datenbankanwendungen ein Datenmodell in der 3. Normalform an [2]. Dies bedeutet, dass in der Datenbank ausschließlich skalare Felder existieren, die Tabellenzeilen keine redundanten Informationen erhalten und keine Tabellenspalten mittels eines einfachen Algorithmus aus anderen Spalten berechnet werden können.

Innerhalb der Datenbank werden ausschließlich skalare ANSI/SQL konforme Datentypen verwendet. Für unbekannte oder noch nicht erfasste Informationen wird der NULL-Wert des zugrundeliegenden Datenbanksystems verwendet.

Um eine spätere Integration der Tumordokumentation in ein medizinisches Informationssystem zu ermöglichen, lehnt sich das Datenmodell nahe an das Datenmodell eines solchen Systems an. Bei der Datenmodellierung wurde berücksichtigt, dass die Daten aller Kliniken später in einer gemeinsamen Datenbank zusammengeführt und ausgewertet werden können. Hierzu wurden alle klinikspezifischen Tabellen mit einem Schlüssel versehen, der auf die behandelnde Klinik verweist.

Bei der Auswahl von Entitäten und zugehöriger Klassifikationssysteme wurde versucht, sich an internationale Standards zu orientieren. Weitestgehend wurden die Entitäten der Basisdokumentation für Tumorkranke [3] übernommen, sofern sie für den Bereich der Karzinome im Kopf-Hals Bereich bedeutsam sind. Weiterhin wurde das Datenmodell um Entitäten aus der Organspezifischen Tumordokumentation [4], die die Kopf-Hals Karzinome betreffen, erweitert. Zusätzlich wurden auch solche Entitäten mit in die Tumordokumentation aufgenommen, die ohnehin zum Zwecke der Abrechnung dokumentiert werden müssen, wie Operationenschlüssel (OPS-301 2.1) und Diagnosenschlüssel (ICD-10 SGB-V 2.0).

Bei papiergestützten bogenorientierten Dokumentation verwendetet man üblicherweise unterschiedliche Dokumentationsbögen für Erstuntersuchung, Therapie und Nachsorge. Bei diesem Programm wurde allerdings ein anderer Ansatz gewählt. Die Erkrankung wird während des gesamten Verlaufes in einheitlicher Weise mit den gleichen Entitäten beschrieben. Dies bedingt auch, dass für die gleiche Entität stets das gleiche Schlüsselsystem verwendet wird. Im Gegensatz von dem in der Organspezifischen Tumordokumentation verfolgten Ansatz, wurde das Datenmodell so ausgelegt, dass alle Tumorerkrankungen mit dem gleichen Datenmodell dokumentiert werden können. Dies erleichtert die Programmierung erheblich und vereinfacht auch die Dateneingabe, da ansonsten bei Änderung der Diagnose der Tumorlokalisation, die Erkrankung nach einem anderen Schema dokumentiert werden muss.

Dr. rer. nat. Stefan Langenberg Fr 1. Mai 08:51:10 CEST 2020